Vereinsgeschichte

Von der Gründung bis zum Krieg

Im Jahre 1899 wurde in Reichenbach, wie damals üblich, ein Militärverein gegründet. Beim 25-jährigen Jubiläum des Militärvereins wurde zur Ausgestaltung der Feier eine Abteilung der Stadtkapelle Hornberg verpflichtet. Diese musikalischen Darbietungen haben ganz außerordentlich gefallen. Innerhalb des Militärvereins wurde der Wunsch laut, eine eigene Musikkapelle ins Leben zu rufen. Die Vereinsleitung forderte junge Männer mit einer musikalischen Ader auf, sich hierzu zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich meldeten sich auch sieben junge Männer. Am 2. November 1924 beschloss der Militärverein daraufhin eine Kapelle zu gründen. Er beschaffte sieben Musikinstrumente, worauf im Januar 1925 weitere drei folgten. Als Dirigent gewann man den Kapellmeister Götze aus Hornberg, der die jungen Musiker in die Grundzüge der Blasmusik einführte. Einer der zehn Musiker war der Vorstand des Musik- und Trachtenvereins Reichenbach beim 50-jährigen Jubiläum, Christian Lauble (Lindendobel), der einigen sicherlich noch als „Musikerbabbe“ bekannt ist. Im Jahre 1925, also nicht lange nach ihrer Gründung, trat die Kapelle bei der Hochzeit von Magdalene Lauble vom Lindendobel, die sich nach Langenschiltach verheiratete, erstmals öffentlich mit einigen Musikstücken auf. Diese fanden reichen Beifall und die Kapelle gewann das nötige Selbstvertrauen, um sich selbstständig zu machen. Dies erfolgte im gleichen Jahr und Johannes Lauble vom Lindendobel, der Vater des „Musikerbabbe“ wurde zum Vorsitzenden bestimmt. Die Zahl der Musiker nahm zu.

Im Jahr 1926 wurde Christian Fleig vom Schenkenbauernhof mit der Leitung des Vereins beauftragt, der wiederum im Jahre 1927 zugunsten von Christian (Babbe) Lauble auf die Wiederwahl verzichtete.

Im Jahre 1929 fand in Wolfach ein großes Trachtentreffen statt, an dem sich der Musikverein beteiligte. Bei allen öffentlichen Auftritten war schon immer eine große Zahl von Trachtenträgern dabei, sodass man sich die Musikkapelle eigentlich nicht ohne diese vorstellen konnte. Aus diesem Grunde ist es verständlich, dass von Anfang an der Pflege der Tracht und des heimischen Brauchtums die allergrößte Beachtung geschenkt wurde.

Im Jahre 1936 wurde von Schneidermeister Chr. Aberle vom Igelloch für die Musiker die erste Tracht (kurzer Tschobe (Jacke) mit Brusttuch) angefertigt. Sehr wohlhabende Träger konnten sich einen langen Mantel leisten. Alle anderen trugen eine kurze Jacke. Die Kapelle war nun eingekleidet.

Der Krieg brachte das Vereinsleben sofort zum Erliegen. Vorstand Christian Lauble und alle anderen Musiker mit Ausnahme von Matthias Moser, Kronenwirt, mussten nacheinander in den Krieg ziehen.

Die Wiedergründung 1949/50

Aller Anfang ist schwer, nicht nur bei der Vereinsgründung 1924/25, sondern auch 1949/50 nach dem furchtbaren zweiten Weltkrieg. Nur vier Musiker haben als Soldat den Krieg überstanden und durften ihre Heimat wieder sehen. Dies waren zunächst :

Christian Weisser (Schlosser),

Christian Lehmann (Butterheiler Christe),

Christian Brüstle (Untersteighof)

Erst im Juli 1950 kam Christian Lauble (Lindendobel) als Spätheimkehrer, gesundheitlich angeschlagen, aus russischer Gefangenschaft heim.

Die Wiedergründung der Kapelle durch die drei Erstgenannten war wiederum ein ganz schwerer Anfang. Ohne Geld, ohne ein Musik-Fachgeschäft in der Nähe und mit den schadhaft gewordenen Instrumenten, die 10 Jahre bei den Musikerfamilien lagen, nahm der junge Verein seine Tätigkeit wieder auf.

Es war ein Neubeginn, denn alle Jungmusiker mussten erst wieder ausgebildet werden. Diese Aufgabe übernahm der junge Vorkriegsmusiker Christian Brüstle. Ihm folgte 1952 Stadtmusiker Josef Moser, Hornberg.

Im Jahre 1953 wurde eine neue Trachtengruppe innerhalb des Vereins gebildet und der Name in „Musik- und Trachtenverein Reichenbach“ geändert. Die Trachtengruppe erweckte die alten Brauchtumstänze zu neuem Leben und fand damit bei ihren Vorführungen ein erfreulich gutes Echo. Beim „Hornberger Schießen“, bei den Heimatabenden und bei Festzügen der Trachten- und Heimatvereine war man oft und gern gesehen. Auch bei den eigenen Sommerfesten waren die zahlreichen Besucher stets vom heimischen Brauchtum begeistert. Diese Tradition wird auch heute noch beim alljährlichen Sommernachts- und Gartenfest fortgesetzt.

1960 beschloss die Vereinsleitung das Erntedankfest besonders festlich zu gestalten. Seither tragen zwei Mädchen mit rotem Bollenhut und ein Mädchen mit Schäppel einen großen, selbstgestalteten Erntekranz vom Straßerhof zur Kirche. Hinter den Mädchen marschiert der ev. Pfarrer, der Kirchengemeinderat und der Ortschaftsrat von Reichenbach. Es folgt die Musikkapelle mit Marschmusik, sowie die Kindertrachtentanzgruppe und alle weiteren Trachtenträger.

Das 50-jährige Jubiläum

Mit einer jungen Kapelle und erfahrenen Musikerinnen und Musikern, über 30 Mitglieder an der Zahl, rüstete man im Spätjahr 1974 auch schon zum 50-jährigen Jubiläum, das vom 23. bis 25. Mai 1975 auf dem Fohrenbühl gefeiert wurde.

Mit dieser 50-Jahrfeier möchte der Verein ein großes, in Reichenbach noch nie dagewesenes Fest feiern. Ein weiterer Anlass zu dieser Feier war aber auch, höchsten Dank und Anerkennung zu bezeugen für den bewährten Vorstand und Mitgründer des Vereins Christian Lauble, der auch angekündigt hat, dass er bei der nächstfolgenden Vorstandswahl altershalber nun sein Ehrenamt in jüngere Hände legen wird.

Da in Unterreichenbach kein Platz für ein großes Fest war, entschied man sich, das Jubiläumsfest auf der großen Schwanenwiese auf dem Fohrenbühl zu feiern.

Das 3-tägige Fest begann am Freitag mit einer Totenehrung am Reichenbacher Kriegerdenkmal. Danach gab es ein großes Festbankett im Festzelt mit Ansprache und Ehrungen. Der zweite Festtag, am Samstagabend, wurde im Festzelt durch einen großen Stimmungs- und Unterhaltungsabend gestaltet. Mit den „Milser Buam“ und dem Humoristen Hermann Lederer fand dieses Jubiläum einen weiteren Höhepunkt.

Der Sonntag begann mit einem hervorragenden Frühschoppenkonzert mit bekannten Kapellen des Musikverbandes Kinzigtal. Am Nachmittag gab es viel fürs Auge und fürs Ohr. Ein wunderschöner Festzug mit Musikkapellen und Trachtenvereinen marschierte auf der Höhenstraße vorbei an der Ehrentribüne zum Festzelt. Anschließend fand dann der große Brauchtumsnachmittag bei Musik und schönen Trachtentänzen statt. Der Sonntagabend, als Abschluss dieses Festes, wurde mit einer Live Show mit den damals durch Funk und Fernsehen bekannten „Phil und John“ und die „Joe-Brunner-Band“ gestaltet.

Zum Festausklang wurde dann für Jung und Alt bis in die späten Abendstunden der Festtanz angesagt. Abschließend kann gesagt werden, dass dieses Jubiläumsfest ein voller Erfolg war.

. Vorstand: Christian Lauble (Lindendobel)
2. Vorstand: Hans Wöhrle (Zuckerbauer)
Dirigent: Gottlieb Schondelmaier (Gasthaus Krone) 

Das 75-jährige Jubiläum

Nach rund hundert Sitzungen, in denen das Jubiläum vorbereitet wurde, begann das große Fest am 4.August 2000. 

Freitag, 04. August 2000
18.00 Uhr Totengedenken am Kriegerdenkmal in Reichenbach mit Ansprachen durch den ersten Vorsitzenden Hans-Jürgen Lehmann, Ortsvorsteherin Evelyn Lauble und Pfarrer Wolfgang Gehring
20.00 Uhr Festbankett in Hornberg im Festzelt mit allen an Reichenbach angrenzenden Kapellen

Samstag, 05. August 2000
zünftiger Abend mit dem „Grenzland Sextett“ aus Kössen in Tirol

Sonntag, 06. August 2000
09.30 Uhr ökumenischer Festgottesdienst mit Pfarrer Gehring, sowie Pfarrer Tänzler
10.30 Uhr Frühschoppen mit zünftiger Blasmusik
14.00 Uhr großer Schwarzwälder Trachtenumzug mit über 1.000 Trachtenträgern und traditionellen Brautchtumswagen. Man zählte etwa 10.000 Zuschauer. Anschließend Brauchtumsnachmittag mit Moderator Mario Vogt.
20.00 Uhr Wilfried Rösch und die „Orginal Böhmischen“ auf ihrer Abschiedstournee.

Montag, 07. August 2000
14.30 Uhr Kindernachmittag
16.30 Uhr Handwerkervesper
20.00 Uhr Kultparti mit Frank Dickerhof und D.J. Claudio

1. Vorstand: Hans-Jürgen Lehmann
2. Vorstand: Helmut Epting
Dirigent: Manfred Brohammer
Schirmherr: Landrat Dr. Fehringer
Festpräsident: Bürgermeister Thomas Schwertel